Wir warten aber auf einen neuen Himmel und eine neue Erde nach seiner Verheißung, in denen Gerechtigkeit wohnt.
(2. Petrus 3,13)
„Gerechtigkeit“ – Ich sehne mich danach
„Gerechtigkeit“ – Wir sehnen uns danach
„Weder der Abendstern noch der Morgenstern sind so wundervoll wie die Gerechtigkeit“ (Aristoteles)
Aber schon wenn nur zwei Leute oder auch zwei Geschwister aus unserer Gemeinde beschreiben, glauben und leben was Gerechtigkeit für sie ist, liegen die Vorstellungen, der Glaube und das Leben weit auseinander.
Wie gut ist es da im Gesetz eine Richtschnur für Gerechtigkeit zu finden. Wie gut ist es, wenn jeder durch eine Justiz diese Richtschnur für sich beanspruchen kann, und wenn nötig auch vor einem Gericht einklagen kann.
Das Grundgesetz unseres Landes ist ein Beispiel dafür: (Auszug)
(1)Die Würde des Menschen ist unantastbar. Sie zu achten und zu schützen ist Verpflichtung aller staatlichen Gewalt.
(2) Das Deutsche Volk bekennt sich darum zu unverletzlichen und unveräußerlichen Menschenrechten als Grundlage jeder menschlichen Gemeinschaft, des Friedens und der Gerechtigkeit in der Welt.
(3) Die nachfolgenden Grundrechte binden Gesetzgebung, vollziehende Gewalt und Rechtsprechung als unmittelbar geltendes Recht.
(1) Jeder hat das Recht auf die freie Entfaltung seiner Persönlichkeit, soweit er nicht die Rechte anderer verletzt und nicht gegen die verfassungsmäßige Ordnung oder das Sittengesetz verstößt.
(2) Jeder hat das Recht auf Leben und körperliche Unversehrtheit. Die Freiheit der Person ist unverletzlich. In diese Rechte darf nur auf Grund eines Gesetzes eingegriffen werden.
(1) Alle Menschen sind vor dem Gesetz gleich.
(2) Männer und Frauen sind gleichberechtigt. Der Staat fördert die tatsächliche Durchsetzung der Gleichberechtigung von Frauen und Männern und wirkt auf die Beseitigung bestehender Nachteile hin.
(3) Niemand darf wegen seines Geschlechtes, seiner Abstammung, seiner Rasse, seiner Sprache, seiner Heimat und Herkunft, seines Glaubens, seiner religiösen oder politischen Anschauungen benachteiligt oder bevorzugt werden. Niemand darf wegen seiner Behinderung benachteiligt werden.
(1) Die Freiheit des Glaubens, des Gewissens und die Freiheit des religiösen und weltanschaulichen Bekenntnisses sind unverletzlich.
(2) Die ungestörte Religionsausübung wird gewährleistet.
Auch die Bibel preist die Gerechtigkeit. Denn durch Gesetz und Gerechtigkeit werden die Lebensverhältnisse so geordnet, dass alle in diese Verhältnisse einbezogenen Personen zu ihrem Recht kommen, ohne es sich selber – in der Regel auf Kosten der Rechte der anderen – nehmen zu müssen. Wo Gerechtigkeit herrscht entsteht Frieden, Schalom.
Das Gegenteil tritt hingegen ein, wenn die grundlegenden Lebensverhältnisse, statt einander gegenseitig zu begünstigen, miteinander konkurrieren und einander zu schädigen beginnen – bis hin zu gegenseitiger Zerstörung. Und das geschieht, wenn der Mensch sein Verhältnis zu sich selbst so realisiert, dass es zu rücksichtsloser Selbstverwirklichung kommt. Dann wird die Beziehung zu Gott der eigenen Selbstverwirklichung untergeordnet oder gar geopfert. Dann werden Götzen angebetet, die deshalb Götzen sind, weil der Mensch sie zu seinem eigen Vorteil gebrauchen, benutzen kann und gerade dadurch, dass er sie für seine eigenen Zwecke benutzt, von ihnen wie ein Süchtiger abhängig wird. Götzen sind niemals um ihrer selbst willen interessant. Gott ist um seiner selbst willen interessant. Wo er nicht mehr ist, da beginnt der Götzendienst., der nur ein Instrument rücksichtsloser menschlicher Selbstverwirklichung ist.
Gerechtigkeit ist:
– Der Mensch ist sich gut
– Der Mensch ist dem anderen Menschen gut
– Der Mensch lebt von Gottes Gesetzen, die wiederum bewirken sollen, dass er sich selbst und anderen gut ist.
Aber ist es das worauf Petrus wartet??
Und –
Eine Welt, die so aussieht, die so gerecht ist, ist eben nicht unsere aktuelle Situation.
Grundrechte werden beschnitten, Autokraten regieren und werden gewählt. Völker werden überfallen. Menschenrechte werden mit Füssen getreten. Menschen werden ausgegrenzt, gefangengenommen, gefoltert. Menschen sterben auf der Flucht. Kinder werden misshandelt. Menschen verhungern. —- Wahrheit wird verdreht. Auch in unserem Land. Macht rückt an die erste Stelle. Mir macht das Angst.
Bei Hitlers brennt noch Licht
Es ist nie ganz erloschen,
nur eine kurze ruhige Zeit war`s Fenster fest verschlossen.
Nur ab und zu, ganz schüchtern fast, kaum hörbar, ein Gewisper…..
Man nahm`s kaum wahr und dachte sich:“ was soll`s? Da ist noch Licht an.“
Bei Hitlers brennt noch Licht.- Jetzt treten sie ans Fenster.
Jetzt sieht man sie, jetzt hört man sie… Das sind keine Gespenster.
Ganz stolz und lautstark stehn sie da, entzünden und krakeelen.
Und ihre Drohung ist ganz klar: „wir gehen wieder wählen.“
Bei Hitlers brennt noch Licht.
Vernunft wo bist du? Wo?
Komm raus und hilf – und schalt es aus
……sonst brennt es lichterloh
(Simon Pearce)
Wir warten aber auf einen neuen Himmel und eine neue Erde nach seiner Verheißung, in denen Gerechtigkeit wohnt.
Das neue Testament allerdings spricht von einer anderen Gerechtigkeit. Im neuen Himmel und auf einer neuen Erde wohnt Gottes Gerechtigkeit. Und sie hat in Jesus Christus, Gottes Sohn schon ihren Anfang genommen.
– Das Evangelium ist der Ort der Offenbarung dieser Gottesgerechtigkeit.
Luthers Entdeckung, das Gottes Gerechtigkeit nicht die gesetzliche Gerechtigkeit ist, in der Gott jedem das Seine gibt, sondern die Gerechtigkeit Gottes ist das Evangelium (die frohe Botschaft) vom Leben und Sterben seines Sohnes, die „frohe Botschaft vom Kreuz“- Es ist das Evangelium von der Gerechtsprechung des ungerechten Menschen. Die Gerechtigkeit
Gottes ist die Gerechtigkeit, durch welche Gott aus Gottlosen Gerechte macht. Gott ist gerecht, indem er gerecht macht.
Davon lebt Petrus
Davon lebe ich.
Gerechtigkeit Gottes – seine Rechtfertigung ist es, wovon ich lebe.
Seine Rechtfertigung ist ein Geschehen, in dem sich ein Wechsel vom Tod zum Leben ereignet. Es ist der Anfang, um den es bei jeder Geburt geht, von uns selber nicht machbar. Geboren werden ist ebenso wie von den Toten auferweckt werden ein Vorgang, an dem der Mensch selber nur unter Ausschluss aller eigenen Aktivität beteiligt ist. Man kann sich nicht selbst ins Leben rufen. Man kann sich nicht selber erzeugen.
Der Glaube ist die Einkehr des Menschen in diesen neuen Anfang. Und unser Dank ist die Antwort darauf.
Diese Hoffnung gibt der menschlichen Sorge um irdische Gerechtigkeit eine den Zwang, herrschen und richten zu müssen, erträglich machende Verheißung. Wer aus dieser Gerechtigkeit Gottes lebt wird gerade im Blick auf die irdischen Belange nicht aufhören zu beten: Vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben unseren Schuldigern. Aus der Erhörung dieser Bitte gewinnen die gerechtfertigten Sünder auch immer wieder die Freiheit, aller Enttäuschungen und Resignation zum Trotz mit solchem Tun für Gerechtigkeit immer wieder anzufangen. Vor allem aber: in der Bitte um Vergebung unserer Schuld vertrauen wir uns der uns gerecht machenden Gerechtigkeit Gottes an, die nun wirklich wunderbarer ist als der Abendstern und der Morgenstern. Ist sie doch, um im Bild zu bleiben, die alle Sterne überstrahlende Sonne der Gerechtigkeit.
(viele dieser Gedanken verdanke ich Professor Eberhard Jüngel und meinem Freund Gerhard Hildebrandt)
Achim E.