Lege mich wie ein Siegel auf dein Herz, wie ein Siegel auf deinen Arm. Denn Liebe ist stark wie der Tod. Hoheslied 8, Vers 6
Bekannt ist er uns fast allen, dieser Text – aber was hat der denn mit dem Leben zu tun? Mit dem Leben eines Christen? Das ist ja eine Beschlagnahme der freiwilligen Art: Lege mich wie ein Siegel auf dein Herz, wie ein Siegel auf deinen Arm. Quasi eine Übergabe des Seins.
Dieser Teil des prosaischen Textes nimmt Bezug auf die „Versiegelungen jener Zeit“. Da wurden Tonrollen mit Texten des Versprechens beschrieben und der „Versiegelte“ trug sie am Arm und oder über dem Herzen an einem Band. Wozu dienen Siegel? Sie verankern Versprechen. Sie bestätigen Abkommen. Sie geben Vorrechte. Sie verbriefen Bünde. Siegel sind rechtsgültige Zeichen für Verhandlungsgegenstände. Heutzutage gibt es Amtssiegel – unsere Gemeinde führt so eines. Die Stadt führt Siegel, der Notar…. Sie sehen selten wie die alten, in Siegelwachs gedruckten Insignien des Unterzeichnenden aus. Stempel genügen uns.
Soweit mal zum Siegel. Aber hier verspricht jemand einem anderen Jemand, dass die Liebe der Anlass für diese Versiegelung ist. Unausweichlich wie der Tod. Unvergleichlich in ihrer Leistung. Unabwendbar und unverdienbar. Unveränderbar ihre Absicht. Liebe. Wer kennt nicht das beschwingt sein, wenn einem ein anderer Mensch liebenswert erscheint. Er bereichert mein Fühlen, mein Denken, mein Vorgehen.
Erst im 1ten Jahrhundert wurde der Text von Rabbi Akiba (135 n. Chr.).… auf die Liebe des israelischen Volkes zu Gott gedeutet. Zuvor waren es einfach Textsammlungen für Hochzeiten und andere Gelegenheiten. Mörike schreibt 1828 in seinem Gedicht: Nimmer satte Liebe: So ist die Lieb´ – und war auch so, wie lang` es Liebe gibt – Und anders war Herr Salomo, der Weise, nicht verliebt.
Die Menschen jener Zeit wussten also von Liebe. Wie erfahren wir Liebe, eines der am meisten missbrauchten, fehlinterpretierten und abgedroschenen Worte! Liebe! Heute?
Wäre Gott nicht Liebe, hätte ER sich uns nicht liebend zugewandt, gäbe es für die Menschheit keine Liebe. Und dass sie stärker als der Tod ist, zeigt uns Gottes Weg in Christus Jesus, hin ans Kreuz. Ja, Gottes Liebe überdauert den Tod. Sie ist nicht käuflich, erwerbbar, sie ist Gott in uns. Und zeigt Gott ganz: Gott liebt. Hier beschreibt Salomo – der einer der Verfasser ist – s e i n e Liebe zu einem Mädchen. Gottes Liebe zu seinem Volk aber schließt keinen aus. Gott trägt uns auf seinem Herzen, an seinem Arm. ER allein spürt, sieht und handelt ununterbrochen f ü r se i n e versiegelten Menschen. In der Taufe empfangen wir dies Siegel der Zugehörigkeit zu Christus. Wir sind Gottes Herzensangelegenheit.
Von Herzen erhoffe ich mir, dass wir das wertschätzen: Gott zugehörig, stets IHM ganz nah zu sein.
Liebevolle Grüße
Regina Wardin