Apostelgeschichte 17, 24 – 28a (Luther 2017), aus Paulus Rede an die Athener:
24Gott, der die Welt gemacht hat und alles, was darinnen ist, er, der Herr des Himmels und der Erde, wohnt nicht in Tempeln, die mit Händen gemacht sind.
25Auch lässt er sich nicht von Menschenhänden dienen wie einer,der etwas nötig hätte, da er doch selber jedermann Leben und Odem und alles gibt.
26Und er hat aus einem Menschen das ganze Menschengeschlecht gemacht, damit sie auf dem ganzen Erdboden wohnen, und er hat festgesetzt, wie lange sie bestehen und in welchen Grenzen sie wohnen sollen,
27dass sie Gott suchen sollen, ob sie ihn wohl fühlen und finden könnten; und fürwahr, er ist nicht ferne von einem jeden unter uns.
28Denn in ihm leben, weben und sind wir.
Je mehr ich mich mit den Umständen befasse, in denen Paulus diese Aussagen macht, desto mehr stehen mir zwei Erkenntnisse vor Augen:
- Knapp daneben ist voll vorbei.
- Dieser Satz betrifft nicht nur „die Anderen“, sondern – schneller als mir lieb ist – mich selbst.
Wie schnell bin ich ein „Athener“, ein „Pharisäer“ oder sonst jemand, der es zwar gut meint, aber leider nicht gut macht. Das ist doch eigentlich eine tolle Mischung in Athen: Die Menschen machen sich viele Gedanken und viele dieser Gedanken kreisen um die Frage: Wie können wir Gott bzw. die Götter in angemessener Weise verehren?
Sogar an die Möglichkeit, dass man bei all diesen vielen Heiligtümern einen Gott vergessen hat, wird gedacht. Da ist doch wirklich an alles gedacht, für alles gesorgt und alles gemacht!
Leider verpassen die Athener damit das Eigentliche.
Eigentlich lassen sie sich verpassen von Gott, der doch „eigentlich“ so nahe ist.
Ob wir nun auf menschliche Weisheit und auf eine intensive Religiosität – wie die Athener – auf vollkommene Gesetzestreue – wie die Pharisäer – oder auf andere menschliche Leistung setzen, ändert letztlich nichts, solange wir Gott zum Mitspieler degradieren. Gott kann sogar die Hauptrolle spielen und wir liegen immer noch daneben. Gott ist der Regisseur! Das macht Paulus mit seiner Rede im gelehrten Athen deutlich.
„Ich Torte – du Krümel!“ Mit dieser Aussage versuchte ein Lehrer einem allzu selbstbewussten Schüler die Verhältnisse vor Augen zu malen und erschreckte dabei die eine oder andere sensible Schülernatur, die mit in der Klasse saß.
Gott will uns nicht erschrecken. Er wirbt um uns: Egal wie weit ich daneben liege, Gott ist nicht ferne von mir. Er macht das Leben, er macht mein Leben möglich, egal ob ich mir dessen bewusst bin oder nicht. In Jesus Christus wird deutlich, dass Gott zu uns kommt. Er schenkt sich uns.
Dabei ist Gott im doppelten Sinne „un-fassbar“:
- Es ist nicht zu fassen, es ist nicht verständlich, dass er mir trotz allem so nahe ist.
- Er bleibt unfassbar: Ich werde ihn und seine Welt mit allen meinen Bemühungen nicht in den Griff bekommen.
Gottes Werbung um die Athener durch Paulus hatte wohl nur geringen Erfolg.
Gott wirbt um uns! Lassen wir uns werben?
Rainer Besch