Der Herr heilt, die zerbrochenen Herzens sind, und verbindet ihre Wunden. Psalm 147,3

Liebe Gemeinde,

einmal nur nicht aufpasst und schon ist was kaputt. Die Tasse mit der Erinnerung aus dem letzten Urlaub, das tolle Kleid nach an einer Begegnung mit einem scharfen Gegenstand oder beim Ausparken aus der Parklücke nicht aufgepasst. Dabei braucht man nicht immer selbst schuld sein. Plötzlich funktioniert der alte Fernseher nicht mehr und das während der Fußball-EM. Zu allem Übel gibt dann noch die Waschmaschine den Geist auf und…

Manchmal kommt es dicke. Das erlebe ich immer wieder in meinem Leben. Je nach Wichtigkeit lohnt sich eine Reparatur oder man tauscht das kaputte Teil aus. Mit Sachen geht das.

Wenn das Herz gebrochen ist und die Seele Schmerzen hat, ist es nicht so einfach. Menschen fügen mir durch ihr Handeln oder ihr Reden Leid zu.  Manchmal kommt nach Jahren etwas hoch, das lange verborgen war. Die Verletzung von Herz und Seele ist nicht einfach zu reparieren. Und Austauschen geht schon gar nicht. Da sitze ich zu Hause und der Schmerz ist da und geht einfach nicht weg.

Wie gerne würde ich jetzt einen Schalter umlegen, alles ist wieder gut und die Sonne scheint wieder. Da helfen dann auch nicht die guten Ratschläge: Kopf hoch, alles wird wieder gut. Je nachdem sitzt der Schmerz so tief und lähmt mich, dass ich an fast nichts anderes denken kann.

Trotzdem will bei all dem Leid und der Zerbrechlichkeit Gott für uns da sein und unsere zerbrochenen Herzen heilen. Nicht irgendwann in der Ewigkeit, sondern hier auf Erden in meinem Alltag. Ein oder zweimal beten und alles ist gut – nein so einfach geht es nicht. Manchmal kommt es mir so vor, dass Gott trotz Gebeten unendlich weit weg ist. Vermutlich macht er gerade Urlaub in Australien. Dabei bräuchte ich ihn jetzt hier in Reutlingen.

Ja ich kenne die Bibelstellen, in denen Gott verspricht den glimmenden Docht nicht auszulöschen und das genknickte Rohr nicht abzubrechen. Aber hilft dieses Wissen in meiner aktuellen Herz-Schmerz-Lebenssituation?

In Japan gibt es eine Technik die „Kintsugi“ heißt. Wenn z. Bsp. eine Tasse kaputt geht, versucht man die Teile nicht so zusammenzusetzen, dass man gar nichts mehr sieht. Im Gegenteil „Kintsugi“ lässt die Bruchstellen hervortreten und dann wird der Klebstoff noch mit Gold veredelt, sodass sie gut sichtbar sind.

Die Bruchstellen meines Lebens, die mich ausmachen, werden nicht spurlos ausgelöscht. Sie werden stattdessen behutsam zusammengefügt von Gott und werden noch da sein, aber nicht mehr so schmerzen. Das geht nicht von heute auf morgen. Es braucht Zeit und manchmal viel Zeit und Trauer.

Die Bibel nennt das Versöhnung. Versöhnung mit anderen, aber auch Versöhnung mit mir selber. Durch Versöhnung werden Wunden geheilt und Schmerzen werden gestillt. Gott fügt behutsam zusammen, was zerbrach.

Eine Hoffnung für später für die Ewigkeit? Nein! Eine Verheißung für das Hier und Jetzt. Jesus hat gesagt: Das Reich Gottes hat schon mitten unter uns begonnen … und wächst weiter mit Macht. Das heißt schon jetzt und hier sollen unsere Tränen getrocknet werden mit Gottes Hilfe. Schon jetzt und hier ist Versöhnung möglich.

Ich weiß, das ist nicht so einfach zu glauben und zu begreifen. Manchmal dauert es und die Schmerzen brechen wieder auf und das Licht am Ende vom Tunnel ist so klein, dass es übersehen wird. Mein Leben hat viele Narben und Bruchstellen und längst ist nicht alles gut. Ich habe gerade einige Schmerzen, die mich traurig, hilflos und wütend machen.

Ich will trotzdem an dem Glauben festhalten, dass Gott die zerbrochenen Herzen heilt und die Wunden verbindet. Das wünsche ich euch auch!

Michael S.